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Fachforum der Ökomodell-Region: 100 Menschen im Austausch für das Grundwasser

Projektteam veranstaltet Video-Fachforum

 

„Wasser-Boden-Landwirtschaft“ – das Spannungsfeld, das in vielen Regionen Sorgen bereitet, war Motto des ersten digitalen Fachforums der Ökomodell-Region Süd. Am 16. November 2020 war der Nachmittag mit vier Stunden Expertise, Austausch und Ausblick gefüllt. Und das alles über den Äther. Vor Ort hatten sich lediglich das Dreierteam der Geschäftsstelle (siehe Foto) und zwei Menschen des FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) eingefunden. Einer davon war Dr. Robert Hermanowski, der das Fachforum moderierte.

Die Veranstaltung war ursprünglich als großes Plenum für alle Akteure und Interessierten in der Kreisverwaltung Groß-Gerau geplant. Der Ort war schon lange klar, war doch nach Darmstadt-Dieburg (Workshop 2018), dem Odenwaldkreis (Auftakt 2019), der Stadt Darmstadt (Plenum 2020) nun der Partnerkreis der Ökomodell-Region als Austragungsort an der Reihe. 

Und nun, bei Groß-Gerau, da ist man unweigerlich beim Thema Wasser: Das Hessische Ried mit seinen Sonderkulturen leidet unter zahlreichen Wechselwirkungen in Bezug auf das Grundwasser - neben der Industriebelastung im Grundwasserkörper ist es auch ein zu hoher Nitratwert, der für Probleme sorgt. Dass dies so ist, belegte zunächst Dr. Astrid Bischoff vom Hessischen Umweltministerium mit ihrem Vortrag. Dem schloss sich Arnd Allendorf an, der für Hessenwasser, dem größten Trinkwasserlieferanten in der Region, sprach. In Wiesbaden habe man längst die Notwendigkeit zum Handeln erkannt: Demnächst wird ein ganzes Paket an Maßnahmen für den Grundwasserschutz in Südhessen vorgestellt.

„Wir haben ein Problem, aber es gibt auch Lösungen“, benannte Robert Hermanowski den zweiten Abschnitt des Fachforums. „Welchen Beitrag kann der Ökolandbau leisten?“ – dieser Fragestellung widmeten sich gleich zwei Experten. Prof. Jürgen Heß von der Uni Kassel Witzenhausen sprach von einer Win-Win-Situation zwischen Ökolandbau und Grundwasserschutz. Wie das in der Praxis aussieht, stellte Dr. Bernhard Wagner vom Wassergut Canitz dar. Hier haben die Stadtwerke Leipzig als Trinkwasserlieferant und damit hunderttausende Menschen in der Leipziger Region einen deutlich messbaren Vorteil durch den Ökolandbau. Ein Best-Practice-Beispiel sozusagen.

Den Abschluss des informativen Nachmittags bildete Dr. Harald Schaaf, der als ehemaliger Wissenschaftler beim HLNUG (Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie) über die Herausforderungen im grundwasserschonenden Anbau von Sonderkulturen sprach. Passend zum Ried und passend zum Thema, aber auch übertragbar auf andere Regionen. Einen regen Austausch gab es rund um die Fachvorträge und auch im anschließenden Ausblick wurde diskutiert. Entweder direkt über die Kameras und Mikrofone oder im Chat – da gibt es digital viele Möglichkeiten. Für Alexandra Hilzinger, Angelika Jenke und Robert von Klitzing, das Team der Geschäftsstelle der Ökomodell-Region Süd, war es eine Premiere. Während sie sonst bei den Präsenzveranstaltungen zum Teil schon 200 Menschen begrüßen konnten, waren es jetzt – trotz Distanz –  mit über 100 Interessierten immer noch überraschend viele, die sich für den Nachmittag in die Konferenz einwählten. Die Interessierten und Fachleute im Forum verteilten sich übers ganze Bundesgebiet, sogar ein Teilnehmer aus Luxemburg war zugeschaltet. Ein solches Format erneut anzubieten, gerade in diesen unsicheren Zeiten, dafür sprechen laut Geschäftsstelle die zahlreichen guten Rückmeldungen. 

Viele Aufgaben gilt es nun anzugehen. Ein zentraler Punkt wird es sein, Landnutzungen, die die Ressource Grundwasser in Südhessen möglichst wenig belasten, geeignet zu fördern. Dies sehen auch die Akteure von Verbänden, Ministerien und Organisationen, die dabei waren, ebenso die Politik. Und die braucht es auch, wenn Ziele erreicht werden sollen. Walter Astheimer, Erster Kreisbeigeordneter in Groß-Gerau, will die nötigen Schritte mitgehen. „Wenn im Projektzeitraum nicht nur messbare, sondern ganz deutliche Erfolge im Hinblick auf die Grundwassergüte und die Verfügbarkeit erzielt werden, dann ist das vielleicht auch ein kleiner Verdienst der Ökomodell-Region. Selbst dort, wo die Ökomodell-Region vielleicht keine Betriebsumstellungen auf Bio erreicht hat, hat sie zumindest das Bewusstsein geschärft. Vielleicht hat sie den einen oder anderen konventionellen Betrieb zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Ressource Wasser bewogen. Das wäre doch schon ein großer Schritt.“