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Fakten und Mythen über Bio-Lebensmittel

In der Öffentlichkeit zirkulieren Annahmen zu Bio-Lebensmitteln und Öko-Landwirtschaft, die nicht alle stimmen. Ein Überblick übergrundlegenden Fakten.

Von Daniel Köhler

Lebensmittel, die durch biologische Anbaumethoden produziert wurden, ohne dabei synthetische Chemikalien zu benutzen, werden als „Bio“ bezeichnet (EG-Ökoverordnung, 2018). Die biologische Lebensmittelproduktion beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Verzicht von bestimmten Düngemitteln, Lebensmittelzusätzen und Pestiziden. Sie vermeidet auch spezielle Verfahren bei der Verarbeitung wie etwa die Bestrahlung von Lebensmitteln. Weltweit unterscheiden sich zwar die Normen, wenn es um die ökologische Landwirtschaft geht, das Hauptaugenmerk bleibt jedoch das gleiche: das ökologische Gleichgewicht.

Bio-Lebensmittel haben eine positive Wirkung auf das Ökosystem, im Gegensatz zu konventionellen Lebensmitteln, die durch die Düngung, Überproduktion und den Einsatz von Pestiziden einen negativen Einfluss auf unsere Umwelt haben. Außerdem können diese Faktoren nachhaltige Auswirkungen auf den Boden, das Grundwasser und die biologische Vielfalt haben - und dadurch auch die Gesundheit beeinflussen.

 

1 - Bioprodukte sind reich an Nährstoffen

Der Hype um Bio-Lebensmittel ist auf den angeblich hohen Nährwert der Produkte zurückzuführen. Studien zeigen, dass einige Bio-Lebensmittel einen erhöhten Gehalt an Antioxidantien, Vitamin C, Eisen, Zink und verschiedenen anderen Mikronährstoffen haben (Hunter et. al., 2011). Bio-Lebensmittel enthalten zum Beispiel zwischen 19 und 69 Prozent mehr Antioxidantien. Der erhöhte Wert der Antioxidantien wird vom natürlichen Schutzmechanismus der Pflanzen abgeleitet, den sie ohne Pestizide entwickeln.

Brokkoli zum Beispiel produziert Sulforaphan, dass Schädlinge durch seinen bitteren Geschmack abhält. Der Wert der Nährstoffe hängt jedoch stark von dem Lebensmittel ab. Nicht alle Gemüse- oder Obstsorten beinhalten durch den biologischen Anbau mehr Nährstoffe als die herkömmliche Variante. Daher muss man im Allgemeinen sagen, dass es nicht genug wissenschaftliche Beweise gibt, dass Bio-Obst und Gemüse tatsächlich mehr Nährstoffe, Vitamine und Mineralien enthält als konventionelles Obst und Gemüse (Smith-Spangler C, 2012).

 

2 - Bio enthält weniger Nitrate und Kadmium

Ein erhöhter Nitratgehalt soll das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöhen. Darüber hinaus ist Kadmium ein giftiges Metall, dass Schaden verursachen kann, wenn es sich im menschlichen Körper ansammelt. Die Gefahr kann allerdings reduziert werden, wenn die Lebensmittel richtig gewaschen und gekocht werden. Ein bestimmtes Risiko bleibt jedoch bestehen. Forscher haben festgestellt, dass biologisch angebaute Lebensmittel bis zu 30 % weniger Nitrate und 48 % weniger Kadmium enthalten - und somit auch für die Gesundheit besser sind (Huber M. et. al. 2011 und Baranski et. al., 2014).

 

3 - Bei Bio-Lebensmitteln werden keine Pestizide verwendet

Das stimmt nicht ganz. Obwohl in der Bio-Landwirtschaft nicht mit synthetischen Pestiziden oder Herbiziden gearbeitet wird, benutzen sie trotzdem „natürliche“ Pflanzenschutzmittel, um ihre Ernte vor Insekten, Pilzen und Unkraut zu schützen. Biobauern nutzen daher Mittel, die pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs sind. Zu diesen gehört zum Beispiel Kupfer, Schwefel, Bienenwachs oder Pflanzenöle. Sie sind nicht so schädlich wie chemische Pestizide, da sie sich schneller in der Natur zersetzen, aber es gibt auch Ausnahmen. Der Wirkstoff Kupfer etwa kann in seiner grundlegenden Form nicht wie andere organische Verbindungen abgebaut werden und sickert in den Boden und das Grundwasser ein. Auch wenn Kupfer für den Menschen nicht direkt gesundheitsschädlich ist, so hat es eine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit des Bodens und auf Insekten, die nicht als Schädlinge gelten (Diesner, M. O., 2014).

 

4 - In Bio-Produkten sind weniger Pestizidrückstände und antibiotikaresistente Bakterien enthalten

Biologisch hergestellte Lebensmittel haben zusätzliche Vorteile, wie z. B. weniger Pestizidrückstände. Wissenschaftler haben festgestellt, dass organische Lebensmittel viermal weniger Pestizidrückstände aufweisen als konventionelle Lebensmittel. (Gomiero, T., 2018). Auch die Werte an antibiotikaresistenten Bakterien sind verringert, da bei der Tierhaltung weniger Antibiotika verwendet werden (Mie A. et al, 2017). Das heißt jedoch nicht, dass bei der Öko-Tierhaltung grundsätzlich keine Antibiotika eingesetzt werden. Auch die Bio-Kuh kann krank werden und bekommt dann unter Umständen solche Behandlungen. Die EU-Öko-Verordnung verbietet jedoch den vorbeugenden Einsatz von Antibiotika und limitiert die Verwendung von Antibiotika zur Tierbehandlung. So dürfen Tiere , die weniger als ein Jahr leben, maximal einmal Antibiotika bekommen. Tiere, die länger als ein Jahr leben, dürfen maximal dreimal damit behandelt werden. Wird dieser Wert überschritten, so gelten die Erzeugnisse nicht mehr als Bio-Produkte. Im Fall einer Behandlung mit Antibiotika muss die gesetzliche Wartezeit zum Verkauf des Produkts verdoppelt werden, um sicherzustellen, dass die Rückstände des Antibiotikums bis zum Vertrieb nicht mehr im Körper des Tieres sind. Diese Beschränkungen gelten jedoch nicht für die Behandlungen mit Anti-Parasitika und Impfstoffen.

 

5 - Bio ist gesünder und sicherer

Viele behaupten, dass Bio-Lebensmittel besser und gesünder für unsere Gesundheit sind. Diese Behauptung basiert auf die Verwendung von Chemikalien, insbesondere Pestiziden, die während des Anbaus und der Verarbeitung vor Produkte verwendet werden. Lebensmittel, die mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln kontaminiert sind, können Giftstoffe enthalten und aufgrund dessen schädliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Da bei der Produktion von Bio-Lebensmitteln auf die Verwendung von synthetischen Pestiziden verzichtet wird, ist es wahrscheinlicher, dass sie weniger Pestizidrückstände beinhalten. Somit sind sie sicherer und gesünder im Verzehr (Bourn & Prescott, 2002). Es wird auch angenommen, dass Methoden des ökologischen Anbaus, die gentechnikfreie Chemikalien verwenden, sicherer und gesünder sind. Studien liefern jedoch keine stichhaltigen Beweise dafür, dass dies stimmt. Beim Gehalt von über 15 Nährstoffen, einschließlich Kalzium, Carotin und Vitamin C, zeigte sich kein Unterschied in beiden Anbauarten. In herkömmlichen Lebensmitteln wurde jedoch ein erhöhter Gehalt an Nitraten gefunden und in Bio-Lebensmitteln ein erhöhter Phosphorgehalt. Allerdings wurde festgestellt, dass der Gesamtfettgehalt in Bio-Lebensmitteln höher ist (Dangour A, et al., 2010).

 

6 - Bio-Lebensmittel schmecken nicht – oder besser als normale Produkte

Zwei der häufigsten Mythen im Zusammenhang mit dem Geschmack von Bio-Lebensmitteln ist, dass sie entweder nicht gut schmecken - oder dass sie besser schmecken als herkömmliche Lebensmittel. Verschiedene Studien wurden dazu durchgeführt. Ergebnis: Es handelt sich hierbei um eine rein subjektive Wahrnehmung (Fillion & Arazi, 2002). Andere Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Probanden nicht in der Lage sind, zwischen dem Geschmack von bio- und konventionellen Lebensmitteln zu unterscheiden. Daher ist es nicht gerechtfertigt zu sagen, dass Bio-Lebensmittel nicht schmecken - oder eben umgekehrt.

 

7 - Bio-Lebensmittel sind immer teuer

An dem Mythos ist etwas Wahres dran, aber es ist nicht immer der Fall. Einige Bio-Produkte können im Vergleich zu herkömmlichen Waren teurer sein, sogar bis zu 50 Prozent.  Verschiedene Gründe für die gesteigerten Preise von Bio-Lebensmitteln sind der verlängerte Zeitaufwand, die Kosten für Bio-Zertifizierungen, begrenzte Nachfrage und höhere Standards für den Tierschutz, wodurch die Gesamtproduktion teurer wird. Darüber hinaus muss man aber die verstecken Kosten von konventionellen Lebensmitteln auf die Gesundheit und die Natur berücksichtigen. Das Geld, das man in die Hand nimmt, um die teurere Bio Variante zu kaufen, investiert man in der Regel gleichzeitig in seine eigene Gesundheit und in die Umwelt.

 

8 - Bio-Siegel heißt 100 % Bio

Damit ein Produkt als „Bio“ eingestuft werden kann, sollten laut EG-Öko-Verordnung die meisten Zutaten biologisch sein. Die Mindestanforderung für die Bio-Qualifikation wurde auf 95 % festgelegt. Daher bedeutet es nicht, dass jedes Produkt 100 % biologisch ist, wenn es ein Bio-Siegel hat. Beim Kauf von Lebensmitteln sollte jeder auf das Etikett achten, der überprüfen will, ob alle Zutaten zu 100 % biologisch sind.