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„Hofübergaben erfolgreich gestalten – Rückblick auf ein erfolgreiches Seminar in Reichelsheim“

Am 14. Und 15. Februar fand in der Reichenberghalle in Reichelsheim ein Seminar zur „Erfolgreichen Hofübergabe“ statt. Die Idee für dieses Seminar entstand bereits 2022 zwischen Mitarbeiterinnen der Abteilung Landwirtschaft des Odenwaldkreises und der Vereinigung der Hessischen Direktvermarkter (VHD). Anfang des Jahres schloss sich auch die Ökomodell-Region Süd (ÖMR-Süd) der Organisation an. Das Ziel des Seminars lag bei allen beteiligten Organisatorinnen ganz klar auf der Hand: Die Erhaltung der heimischen Landwirtschaftsbetriebe. Wie wichtig dieses Thema insbesondere in unserer Region ist, wurde spätestens anhand der über 100 Teilnehmenden offensichtlich.

Besonders erfreulich war, dass die Mehrheit der Betriebe bereits mit ihren potentiellen HofnachfolgerInnen im Schlepptau kam. Dies ist nicht selbstverständlich, wie der Referent Christian Vieth, Stiftung Agrarkultur leben gGmbH, anhand von Zahlen des Statistischen Bundesamts (2021) aufzeigte. Demnach ist bei 63 % der Betriebe die Hofnachfolge noch unsicher oder nicht vorhanden. Wie sich die Anwesenden ohne gesicherte Hofnachfolge auf die Suche nach sicheren Händen für Ihren Betrieb machen können, wurde aufgezeigt.  

Die Erfahrungen der Referentinnen und Referenten, aber auch die Gespräche der Teilnehmenden untereinander zeigen, dass die Abgabe eines Hofes, vor allem, wenn sie an Personen außerhalb der Familien erfolgt, nicht einfach ist. Schließlich sind mit den Betrieben oft lange Familientraditionen verbunden, sodass es nicht nur um materielle, sondern auch um emotionale Werte geht. Der oft mehrjährige Prozess einer Übergabe erfordert daher Einfühlungsvermögen, Verständnis und eine gute Kommunikation von allen Beteiligten. Oft wird jahrelang nach einer passenden Nachfolge gesucht, weil es ganz spezielle Vorstellungen davon gibt, wie der Hof weitergeführt werden soll. So hat es schon Fälle gegeben, in denen die neue Generation einen bestehenden Hof auf gar keinen Fall in einen Öko-Betrieb umwandeln durfte. Da letztlich aber nur wichtig ist, dass die Nachfolgerinnen und Nachfolger einen Hof weiterhin erfolgreich bewirtschaften können, sollte man solche Konflikte durch gemeinsame Gespräche lösen. Denn auch die Umsetzung eigener Ideen muss möglich sein. Das dabei auch eine Mediation helfen kann, schilderte Elisabeth Löwenstein (Mediation Löwenstein) in ihrem Vortrag.
 

Auch auf der rechtlichen Seite einer Hofübergabe gibt es einiges zu beachten. Deshalb beleuchteten Rechtsanwalt Christian Klüter, Stefan Schneider und Brigitte Barkhaus (alle drei von der LBH-Steuerberatungsgesellschaft) sowie Anne Dirksen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen alle relevanten rechtlichen, steuerlichen und sozioökonomischen Fragestellungen

Beispiele, wie das von einem 89-jährigem Betriebsleiter, der sich in diesem Alter so langsam mal Gedanken um eine Nachfolge machen wollte, sorgten zudem für Lacher und Auflockerung. Anhand von diesen lustigen Anekdoten wurde jedoch auch deutlich gemacht, wie wichtig eine klare rechtliche Regelung ist, damit Betriebe auch bei unerwarteten Todesfällen weitergeführt werden können.

„Wir freuen uns sehr über den erfolgreichen Verlauf des Seminars“, sagte Karin Hölschke (Odenwaldkreis), eine der Veranstalterinnen des Seminars. Dem stimmte Sylvia Barrero-Stadler (ÖMR Süd) zu und ergänzte „Die Stimmung war trotz der großen Teilnehmerzahl sehr familiär und die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit in diesem geschützten Rahmen, Fragen zu ihren eigenen Betrieben zu stellen.“