Die Idee der Maschinenringe, bei der gemeinsam Geräte und Maschinen angeschafft und genutzt werden, stammt aus der bayrischen Landwirtschaft „Der Maschinenring ist in erster Linie ein menschliches und erst in zweiter Linie ein technisches Problem.“ So beschrieb der bayerische Raiffeisen-Landesverband die Herausforderungen für das Tausch- und Leihkonzept in den frühen 1970ern.
Viele Landwirt*innen seien zunächst nicht bereit gewesen, ihre Unabhängigkeit abzugeben und sich auf Kolleg*innen, vor allem aber regionale Verwaltung, verlassen zu müssen. Das Horrorszenario, auf einer Investition festzusitzen und in einer Krisensituation wie einer übermäßigen Regenzeit ohne Hilfe dazustehen, sei für sie zu riskant gewesen. Daher brauchte es längere Überzeugungsarbeit in Bayern und ganz Deutschland, bis sich das Konzept durchgesetzt hat.
Der erste Maschinenring war 1958 im bayerischen Buchhofen mit einer simplen Prämisse gegründet worden: Kosten und Risiken teilen, Gewinne maximieren. Damals ging es für die meisten Landwirt*innen noch gar nicht darum, welche oder wie viele Maschinen sie sich leisten können, sondern ob sie überhaupt eine Maschine anschaffen können.
So war damals in einem Werbefilm der Bayerischen Rundfunk für Maschinenringe: „Während früher insgesamt 140 Arbeitsstunden nötig waren, um ein Hektar Getreide zu ernten, und weitere 40 Stunden um das eingelagerte Getreide zu dreschen, können die gleichen Arbeiten mit der Hilfe eines Mähdreschers in 15 Stunden getan werden. Im zwölften Teil der Zeit.“
Maschinenringe leisten heute viel mehr als nur Kostenteilung, weswegen die Maschinenringe sich im Laufe der 1970er und 1980er in ganz Deutschland verbreitet haben - und weltweit ebenso. Die ersten organisierten Maschinenringe in Hessen wurden 1973 unter dem Namen „Landtechnische Fördergemeinschaften (LFG)“ gegründet.
Die Verbände sind mittlerweile auf Landes- sowie Bundesebene vertreten - und sogar europaweit organisiert. Gemeinsame Maschinenanschaffung spielt weiter eine zentrale Rolle. Immerhin stellten Landmaschinen laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2019 das zweitgrößte Segment an produktionsbedingten Ausgaben der deutschen Landwirtschaft dar, mit sieben Milliarden Euro stehen die Maschinen hinter Futtermitteln (9 Milliarden) und deutlich vor Treib- und Brennstoffen und Strom (4,3 Milliarden).
Vor allem Erntemaschinen wie Mähdrescher oder Rübenroder werden sehr häufig regional geteilt, da die Kosten alleine schwer tragbar sind. Und es kann gut im Voraus geplant werden, für welchen Zeitraum die Beteiligten jeweils die Maschinen brauchen. Beispielsweise werden laut dem Wasser & Bodenverband Hessen in den meisten Gebieten über 90 Prozent der Arbeiten im Zuckerrübenanbau durch Maschinen im Gemeinschaftsbesitz verrichtet.
Deutlich schwieriger ist die Planung bei Maschinen, die jeder Hof über den Großteil einer Saison braucht, weswegen etwa Pflanzenschutzgeräte weiterhin häufig in Eigenbesitz bleiben. Kosten- und Risikoteilung ist jedoch längst nicht mehr die einzige Funktion der Maschinenringe. Die Verbände treiben die Kooperation mit der Wasserwirtschaft voran, bieten Einkäufe zu Massenrabatten an, die Vermessung der Flächen, Bodenproben, Flächentausch und viele weitere Leistungen. Sie sind außerdem bei den meisten Anliegen die ersten Ansprechpartner für Landwirt*innen.
Darunter fallen nun seit vielen Jahren zunehmend mehr Fragen zum Thema Biolandwirtschaft: Wie viel teurer ist es in bestimmten Bereichen, die entsprechenden Auflagen zu erfüllen, um das vorteilhafte Bio-Siegel zu erhalten? Inwiefern unterstützen Maschinenringe Biolandbau und ist die gemeinsame Nutzung von Maschinen weiterhin unbeschränkt möglich? Wie unterstützt der Staat Biolandbau?
Zu diesem und vielen anderen Themen wie EDV, Vermarktung und Zuerwerb bieten Maschinenringe Einzelberatung, aber auch Fortbildungen im großen Rahmen an. Dass Maschinenringe sogar existenzsichernd sein können, wird gerade in der aktuellen Pandemie an einem Beispiel deutlich: „Maschinenringe in der Coronapandemie: Das Land hilft“ - unter diesem Namen ging die Service-Plattform im März 2020 online, gerade als die Auswirkungen der Coronakrise sich in Deutschland mit voller Wirkung entfalteten. Für die Landwirtschaft bedeutete das vorerst: keine Erntehelfer*innen mehr aus dem Ausland.
Der Bundesverband der Maschinenringe hatte sich gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Ziel gesetzt, Erntehelfer*innen dahin zu bringen, wo sie gebraucht werden. Zu diesem Zweck verwendet die Plattform „Das Land hilft“ eine interaktive Karte sowie eine Suchfunktion und der Möglichkeit, ein eigenes Inserat anlegen.
Die Inserate funktionieren aus beiden Richtungen: Hilfe kann damit gesucht, aber auch angeboten werden. Grundlegende Angaben zum entsprechenden Zeitraum, dem Gebiet und den Kontaktdaten sind zu tätigen, alles darüber hinaus ist optional.
Das Angebot zeigte deutschlandweit schnell Wirkung, bereits Ende März waren über 36.000 Inserate online, die meisten davon boten Hilfe an. Die Aktivität hat sich seitdem weiter gesteigert, zum Zeitpunkt der Recherche waren in Deutschland fast 65.000 Inserate auf der Plattform zu sehen - mit einem ähnlichen Verhältnis von „Ich suche“ zu „Ich biete an“ wie knapp zehn Monate zuvor.
„Ich hätte nie gedacht, dass das so eine positive Rückmeldung an uns Landwirte geben würde“, berichtete einer der Landwirte im vergangenen Sommer gegenüber dem Bundesverband der Maschinenringe und führte aus: „Die Leute die hier zum Helfen sind hatten mit der Landwirtschaft noch nie was am Hut gehabt und mittlerweile macht es ihnen richtig Spaß hier draußen.“
Wer in der Ökomodellregion Südhessen helfen möchte oder nach Hilfe sucht kann sich alternativ zu „Das Land hilft“ auch bei dem Büro des Maschinenrings in Griesheim melden: Pfützenstraße 67, 64347 Griesheim, Tel.: 06155-5988, Fax: 06155 5807.