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Nachhaltige Bodennutzung

Klimaschutz durch Bäume in der Landwirtschaft / ÖMR Süd startet Reihe zu Agroforstsystemen / Fortsetzung am 24. März

Riesige Felder, auf denen sich der Weizen wiegt, Raps gelb leuchtet oder das Grün von Kartoffeln oder Spargel aus dem Boden ragt: Diesen Anblick sind wir gewohnt. Aber „es ist Zeit, hier umzudenken, nicht nur wegen des Klimawandels“, betont Christoph Meixner vom Beratungsunternehmen für regenerative Landnutzungskonzepte Triebwerk. Denn der Landwirtschaft fehlen die Bäume und Sträucher für die Böden, aber auch der gesamten Umwelt zum Arten- und Klimaschutz. Doch wie helfen Bäume, das Klima zu regulieren und die Bodenqualität zu verbessern? Und wie können wir so eine tiefgreifende Änderung in der Landwirtschaft umsetzen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich  bereits im Februar rund 45 Interessierte beim ersten Vortrag zu Agroforstsystemen unter dem Titel „Klimaanpassung Jetzt! Chancen und Hemmnisse der Agroforstwirtschaft in Südhessen“ aus der Veranstaltungsreihe „Nachhaltige Bodennutzung“ der Ökomodellregion SÜD (ÖMR SÜD).

Am 24. März ab 19:00 Uhr geht es weiter: Alle Interessierten sind eingeladen, sich mit der „Tierhaltung unter Bäumen“ auseinanderzusetzen und sich hierfür im Vorfeld unter oekomodellregion-sued@ladadi.de anzumelden.

Im letzten Jahrhundert sind in vielen Regionen Europas bis zu 80 Prozent der Bäume aus der landwirtschaftlichen Nutzfläche entfernt worden. Die Folgen sind inzwischen deutlich spürbar, sowohl was die Qualität der Böden angeht als auch in der Artenvielfalt. Zahlreiche Vogel- und Insektenarten verschwinden aus unserer Umwelt. Zudem fehlen die Bäume im heißer werdenden Klima als Regulationspartner, der nicht nur Schatten wirft und Wasser für die umliegenden Pflanzen erreichbar macht. Bäume und Sträucher halten den wertvollen Humus – als Windbrecher aber auch bei starkem Regen, erläutert Referent Christoph Meixner.

„Die regelmäßig durchgeführte Waldschadenserhebung bestätigt schon seit Jahrzehnten den katastrophalen Gesundheitszustand der Wälder in Südhessen – Hauptgrund hierfür ist der Raubbau am Grundwasser und die weitere Ausweisung von Flächen für Versiegelung im Zuge von Wohnungs- und Gewerbebau“, betont Teilnehmerin Christine Straub die Dringlichkeit des Themas für unsere Region. Umso unverständlicher findet es die auf die Veredlung und den Anbau von Walnusssorten spezialisierte Dipl.- Forstwirtin aus dem hessischen Ried, dass die rücksichtslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im Ried auch laut Regionalplan Südhessen 2020 weiter gehen soll.

Moderne Agroforstsysteme, also eine Form der Landwirtschaft, die Bäume und Sträucher wieder bewusst integriert, stellen vor allem Baumarten in den Mittelpunkt, die dem Landwirt einen Zusatznutzen bieten wie beispielsweise Obstbäumen, Wertholzsorten und Energieholz. Allgemein bekannt sind wohl vor allem Streuobstwiesen als historischer Vertreter. In modernen Agroforstsystemen sieht man vor allem Reihenpflanzungen, dazwischen liegen Ackerbauflächen beispielsweise mit Getreide oder Kartoffeln. Solche modernen Agroforstsysteme werden international seit einigen Jahrzehnten gut erforscht. Zudem gibt es bereits seit 2007 die Möglichkeit, Pflanzungen aus EU-Mitteln zu fördern. In Deutschland kommt diese Förderung aber erst jetzt langsam in die Gänge. Auch Praktikerin Straub sieht aus der eigenen Praxis heraus in der Agroforstwirtschaft einen vielversprechenden Weg, für die Zukunft der Region.

Im laufenden Jahr 2021 widmet sich die Ökomodell-Region Süd im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nachhaltige Bodennutzung“ auch weiterhin vor allem dem Thema Agroforstsysteme. Am 24. März von 19 bis 21 Uhr ist der nächste Termin der Veranstaltungsreihe, diesmal speziell zum Thema „Tierhaltung unter Bäumen“ geplant. Interessierte können sich gerne unter oekomodellregion-sued@ladadi.de melden. „Bei der aktuellen Entwicklung des Klimawandels und dem massiven Rückgang der Artenvielfalt bleiben uns noch rund fünf bis zehn Jahre Zeit, um die geeigneten Systeme in der Landwirtschaft zu etablieren. Eine Chance, die wir dringend ergreifen sollten“, betont Robert von Klitzing stellvertretend für das Projektteam der Ökomodell-Region Süd die Notwendigkeit, den Prozess jetzt einzuleiten.