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Umstellen auf Ökolandbau - aber wie?

In Sachen Ökolandbau ist Hessen deutschlandweit die Nummer Eins – fast ein Sechstel der Agrarfläche wird ökologisch bewirtschaftet. Die Umstellung der Produktion kann jedoch überwältigend wirken. Wir erklären, worauf es beim Ökolandbau wirklich ankommt.

Von Moritz Grimmig

Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit – das sind wohl die wichtigsten Pfeiler für eine erfolgreiche Landwirtschaft der Zukunft. Ökologischer Landbau ist da eine sehr gute Möglichkeit, diese Themen umzusetzen. Eine große Vielfalt in der Produktion entlastet die umliegenden Ökosysteme und führt zu einer höheren Produktivität, die am Ende wieder den landwirtschaftlichen Betrieben zugutekommt.

In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hat sich die Bundessregierung das Ziel gesetzt, bis 2030 ein Fünftel der Agrarfläche ökologisch zu bewirtschaften. Da hat also selbst Hessen als nationaler Spitzenreiter (15,5% in 2019) noch etwas Luft nach oben.

Eine Zahlenflut als erstes Hindernis

Wer den eigenen Betrieb auf Ökolandbau umstellen will, wird schnell mit Zahlen und Anforderungen bombardiert. In diesem Artikel versuchen wir, diese Flut an Informationen etwas zu ordnen und einige Wellenbrecher einzubauen. Alle Anforderungen stammen aus der EU-Öko-Verordnung, die noch bis zum 31.12.2021 gültig ist. Die ausführlichen Anforderungen finden Sie hier.

Während sich die Anforderungen je nach Art der Agrarproduktion unterscheiden können, gibt es ein paar Punkte, die alle Betriebe erfüllen müssen.So ist Gentechnik pauschal verboten, auch Futter- oder Düngemittel, die mit Gentechnik hergestellt wurden, sind nicht erlaubt. Außerdem dürfen pro Hektar maximal 170 kg Nitrat (Stickstoff) im Düngemittel in den Boden gelangen. Für Dünge-, Futter-, Frostschutz- und andere Betriebsmittel gibt es sogenannte „Positiv-Listen“, auf denen alle erlaubten Produkte stehen.

Das gilt im Pflanzenbau

Bevor pflanzliche Produkte als Öko-Ware verkauft werden dürfen, muss der Betrieb für einen bestimmten Umstellungszeitraum die Anforderungen der Öko-Verordnung einhalten. Diese Regeln gelten auch für die Tierhaltung. Die folgende Tabelle erklärt, wie die Umstellung jeweils aussehen muss.

 

Umstellunqsdauer

Status nach Ablauf

Grünland

12 Monate vor der Ernte

Umstellungsfutter

Grünland

24 Monate vor der Ernte

Öko-Futter

Ackerfutter (mehrjährig)

12 Monate vor der Ernte

Umstellungsfutter

Ackerfutter (mehrjährig)

24 Monate vor der Ernte

Öko-Futter

Getreide, Körnerleguminosen

12 Monate vor der Ernte

Umstellungsfutter

Getreide, Körnerleguminosen

24 Monate vor der Aussaat

Öko-Futter, Öko-Ware

 

Durch eine geeignete Fruchtfolge kann der Boden auf Dauer fruchtbarer und produktiver gemacht werden. Deshalb sollte der Boden nachhaltig bestellt werden. Das soll zum Beispiel mit wechselnden Sommer- und Winterkulturen und stickstoffreichen und -armen Kulturen erreicht werden.

Es darf nur Saat- und Pflanzengut aus ökologischer Produktion verwendet werden. In Ausnahmefällen ist auch konventionelles Saatgut erlaubt. Ebenso wie eine durchdachte Fruchtfolge trägt auch nachhaltiges Düngemittel zu gesunden Böden bei. Neben der bereits erwähnten Obergrenze für Nitrat gibt es noch weitere Regeln: Mineralische Stickstoffdünger sind verboten, nicht-ökologische Düngemittel oder Gärsubstrate aus Biogas-Anlagen sind dagegen unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

Um Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern vorzubeugen, setzt die Bio-Landwirtschaft auf einen anderen Pflanzanbau: Häufig können schon eine veränderte Fruchtfolge, der Anbau von widerstandsfähigen Sorten, Nützlingsschutz oder bestimmte mechanische und thermische Maßnahmen das Feld schützen. Sollten diese Schritte nachweislich keinen Erfolg haben, ist der Einsatz von Pflanzenschutzmittel erlaubt. Dieses muss jedoch von Öko-Prüfstellen zugelassen sein und sein Einsatz dokumentiert werden. Mehr Informationen zum Pflanzenbau finden Sie hier.

Unterschiede in der Tierhaltung

Die Regelungen für den Ackerbau und den Einsatz von Chemikalien lassen sich auch auf die Tierhaltung übertragen. Für die Haltung der verschiedenen Tierarten (Rinder, Schweine, Geflügel, Pferde, Schafe und Ziegen) gibt es viele gemeinsame Regeln.

Alle Tierarten dürfen in der ökologischen Landwirtschaft ausschließlich mit Öko-Futter gefüttert werden. Davon muss ein bestimmter Prozentsatz aus dem eigenen oder einem regionalen Öko-Betrieb kommen. Bei der Fütterung dürfen unter Umständen Zusatzstoffe wie Mineralien oder Vitamine eingesetzt werden. Diese variieren jedoch zwischen den Tierarten.

Die künstliche Besamung ist bei allen Tierarten zulässig, der Embryotransfer ist dagegen verboten. Andere Tierhaltungspraktiken wie z.B. das Enthornen von Rindern oder Ziegen ist nur mit einer Ausnahmegenehmigung erlaubt. Das Gleiche gilt für das Stutzen von Schnäbeln und Flügeln oder das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen. Die dürfen allerdings kastriert werden. All diese Schritte müssen immer unter dem ausreichenden Einsatz von Schmerzmitteln erfolgen.

Zur Krankheitsvorsorge sind bei allen Tierarten pflanzliche oder homöopathische Mittel vorzuziehen. Eine vorbeugende Vergabe von Medikamenten wie z.B. Antibiotika ist verboten. Für jede Tierart gibt es unterschiedliche Haltungsstandards, die ein Öko-Betrieb einhalten muss. Mehr Informationen zu den jeweiligen Tierarten finden Sie hier.

Finanzielle Förderung

Betriebe, die für besonders nachhaltige Landwirtschaft stehen, können vom Land Hessen eine finanzielle Förderung bekommen. Die Hessischen Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (kurz: HALM) sind ein Förderpogramm, das Mehrkosten ausgleichen und ausbleibende Erträge kompensieren soll. Die Anforderungen für eine HALM-Förderung können in manchen Bereichen etwas höher sein als an einen normalen Öko-Betrieb. Landwirtinnen und Landwirte, die sich für eine HALM-Förderung entscheiden, gehen damit grundsätzlich eine fünfjährige Verpflichtung zur Einhaltung der Förderbedingungen ein. Mehr Informationen zur Förderung (HALM) finden Sie hier.

Falls immer noch Fragen bestehen, gibt es in ganz Hessen verschiedene Beratungsstellen, die Betrieben weiterhelfen können. Wenn Sie glauben, dass Sie bereit sind für die Umstellung auf Ökolandbau, finden Sie hier Checkliste mit allen wichtigen Punkten.