Biolandhof Schellhaas
Lehrreich und lustvoll – die Geschichte einer Umstellung
Das Beispiel des Riedstädter Landwirtes Kai Schellhaas zeigt, wie wichtig eine akribische Vorbereitung und die Motivation der ganzen Familie ist, wenn ein Bauernhof auf Bio-Landwirtschaft umstellt.
Von Livia Beißer
Aller Anfang ist schwer, und so ist auch die Umstellung auf Bio kein Weg ohne Hindernisse für Bauern und Bäuerinnen. Genau das hat Kai Schellhaas aus Riedstadt Mitte 2018 mit seinem Betrieb Biolandhof Schellhaas gewagt. Die Überlegung kam ihm allerdings schon fünf Jahre vorher: „Wir wollten dem Boden und der Natur etwas zurückgeben“.
Ein weiterer Anreiz umzustellen, war für ihn der Klimawandel. Die Region ist dadurch benachteiligt. Es regnet weniger, was konventionelle Landwirtschaft erschwert. Hinzu kommt, dass der Preis für die Produkte schwankt. Außerdem wollte Kai Schellhaas schlicht und einfach keine Massenproduktion mehr. Sein Betrieb baute über vier Generationen Gemüse konventionell an. Als er in fünfter Generation genau das ändern wollte, stand die Familie dem Vorhaben erstmal skeptisch gegenüber.
Gute Beratungen sind wichtig
Aber der gute Wille und das Vorhaben allein reichen nicht aus, erklärt Kai Schellhaas. Die richtige Vorbereitung ist extrem wichtig. Er selbst hat ein Jahr lang Informationen und Erfahrungen von Kollegen gesammelt, sich von Naturland und Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) beraten lassen sowie viele Bio-Vorführungen von landwirtschaftlichen Betrieben besucht. Die Umstellung hat er letztendlich aber erst mit der Zustimmung und dem Rückhalt der gesamten Familie gestartet.
Zu Beginn wurden 100 Hektar für Getreide, Erbsen, Soja, Mais, Zuckerrüben, Gemüse und Luzerne umgestellt. Die Richtlinien dafür sind seit Mitte 2020 erfüllt. Seitdem werden auch noch die letzten 60 Hektar des Betriebs auf Bio umgestellt. Hinzu kommt noch eigens hergestelltes Mehl, Weizen, Dinkel und Emmer, das im Laden dauerhaft erhältlich ist.
Einmal im Monat backt Freundin Nina daraus auch auf Bestellung Landhofbrot. Mit der Ernte in diesem Jahr soll auch erstmals das große Sortiment an verschiedenen Gemüse- und Getreidesorten in Bioqualität verkauft werden. Damit gilt das gesamte landwirtschaftliche Unternehmen der Schellhaas‘ als Bioanbaubetrieb. Durch die zweijährige Umstellungsfrist werden für die letzten 60 Hektar bis 2022 alle Richtlinien erfüllt sein. Weiteren Zuwachs hat Kai Schellhaas durch 120 Legehennen bekommen, die seit letztem Jahr das Sortiment auf Bioeier und Biogeflügel erweitern.
Unkraut blieb ein Problem - zunächst
So eine Umstellung auf Bio läuft natürlich nicht immer perfekt. Sie ist kosten- und zeitaufwendig. Die größten Probleme, die sich Kai Schellhaas in den Weg stellten, waren Unkraut und Wildkräuter. Der Umgang damit forderte ein komplettes Umdenken. „Das Zusammenspiel von Pflanze zu Erde ist etwas ganz Anderes nach der Umstellung auf Bio,“ erzählt er. Außerdem musste er neue Kontakte knüpfen und sich ein Netzwerk aufbauen. Unterstützung bekam er dabei unter anderem von der Ökomodellregion Süd. Sie hat ihm Kontakte zu weiteren Bio-Landwirt*innen und Ansprechpartner*innen vermittelt. Dadurch fand ein großer Austausch mit Kolleg*innen statt und Kai Schellhaas konnte auch das Unkrautproblem lösen.
Rückblickend ist er mit den ersten Schritten zufrieden. Ein genaues Resultat kann er jedoch erst nach der kompletten Umstellung Mitte 2022 geben. Allen interessierten Landwirt*innen gibt er den Tipp, dass die richtige Vorbereitung am wichtigsten sei. Er selbst konnte dabei gute Erfahrungen bei Bio-Kolleg*innen, aber auch bei Bioverbänden sammeln.
Wer sich nach der Beratung allerdings noch nicht zu 100 Prozent sicher ist, solle noch einmal darüber nachdenken. Denn während der Umstellung werden auch harte Zeiten auf einen zukommen. Als letztes kann er nur betonen, dass auch der Rückhalt der ganzen Familie essenziell sei.