Wie die Mispel an den Mann kam

Wie die Mispel an den Mann kam

Mit einer Mail fing alles an: „Meine Mispelernte ist zum ersten Mal und unerwartet recht hoch, kennen Sie vielleicht aus der mittlerweile großen Bio-Region-Familie Abnehmer?“, meldete Kirsten Kummetat-Rottstedt dem Team der Ökomodell-Region Süd. „Eventuell bin ich bei Ihnen falsch, dann bitte ich Sie, meine E-Mail entsprechend weiterzuleiten“, bat die leidenschaftliche Bio-Gärtnerin vom Hof Kurogehnen in Babenhausen.

    Von wegen falsch, sie lag genau richtig. Die Ökomodell-Region Süd – ein großes Netzwerk aus Landwirtschaft, aus Verarbeitung, Vermarktung, Tourismus, Gastronomie, Forschung – nahm den Faden sofort auf. Seltene Früchte, alten Sorten – das ist doch was Besonderes und noch dazu in Bio-Qualität.  Danach muss sich doch eine gute Küche die Finger lecken, dachte man sich im Ökomodell-Region-Büro. Nach dem Motto „Kurze Wege“ und ausgestattet mit guter regionaler Marktkenntnis schickte das Ökomodell-Region-Team die Nachricht über die Mispel-Verfügbarkeit nur zwei Kilometer weiter in eine Babenhäuser Küche.

    Sie landete direkt bei Björn Kumpf, der seit zwanzig Jahren im Catering-Geschäft ist, jetzt in Babenhausen seine hochklassige Küche betreibt und ein Fan von Ausgefallenem ist. Er wusste gleich was mit der Mispel anzufangen, hatte direkt Ideen im Kopf. Eine Woche später bekam er die erste Mispel-Lieferung direkt frei Haus, verarbeite sie und zauberte daraus Dessertkreationen.

    Die Mispel markierte den Beginn einer fruchtbaren Partnerschaft. Es ist eine Erzeuger-Gastronomie-Beziehung entstanden, beide Seiten wissen jetzt voneinander. Sie waren sich vorher nicht bekannt. Björn Kumpf weiß jetzt, dass Kirsten Kummetat-Rottstedt neben Mispeln und Kornelkischen noch weiteres Ausgefallenes anbauen kann. Sie hat ihren großen Obst- und Gemüsegarten quasi um die Ecke, kann die Ware erntefrisch liefern – ein Traum für den Betrieb Kumpf. Kirsten Kummetat-Rottstedt wiederum weiß, dass Björn Kumpf gerne etwas Besonderes anbietet und wie er die Ware benötigt. Und sie weiß nun, an wen sie sich wenden wird, wenn sie wieder „des Guten zuviel“ am Strauch hängen hat.

    „Diese Erfahrung hat gezeigt, wie wichtig das Zusammenbringen von Bauer und Wirt ist“, schreibt das Projektteam der Ökomodell-Region. Es möchte künftig ein Konzept anbieten, das dieses Kennenlernen allen Interessierten in Südhessen möglich macht, und einen Weg für langfristige Lieferbeziehungen schaffen. „Speeddating“ lautet der Versuch, mit dem das Team 2023 starten will. Erzeuger und Gastronomen daten sich vor Ort, lernen sich und ihre Produkte kennen – dafür soll ein Rahmen geschaffen werden. Eine Veranstaltungsreihe geht an den Start, die Menschen zusammenbringt, die Eines gemeinsam haben: Ein Herz für richtig gutes Essen.